Bereitschaftsbeitrag

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4. September 2024

Zur Formung des Denkens durch Administration

Die Administrationsweisen ähneln den kulturellen Herrschaften, unterscheiden sich jedoch durch einen höheren Anspruch von ihnen, welcher indes auf die Weise der Formung des einzelnen Subjekts keinen größeren Einfluß hat, so daß ich auch von der Formung des Denkens durch die kulturellen Herrschaften hätte sprechen können. Allerdings habe ich den Bezug zu den kulturellen Herrschaften im vorigen Beitrag bewußt gemieden, da sich die beiden Konzepte üblicherweise auf verschiedene Aspekte beziehen, selbst wenn derselbe Gegenstand, also die Regierung eines Landes, betrachtet wird, welche als Administration verstanden die kulturellen Selbstverständlichkeiten hegt und als kulturelle Herrschaft ihre Herrschaft.

Die drei Akte der Administration,
  • Weichenstellung zur Streckenzucht,
  • Verfassung zur Prozeßzementierung und
  • Projektierung zur Arbeitsverpflanzung,
erzeugen in den von ihnen Betroffenen eine spezifische Bildung, genauer gesagt eine spezifische
  • Erfahrungsvertrautheit,
  • institutionale Verkörperung und
  • Aufgabenbefaßtheit,
wobei eine Institution durch bestimmte Umgangsregeln mit ihr, welche willkürlichen Ursprungs sind, zu einer solchen wird (was eine engere Bestimmung als jene ist, welche meiner Beitragskategorie institutionen zu Grunde liegt, bei welcher ich auf den willkürlichen Ursprung nicht abstelle) und diese angenommen und also verkörpert werden müssen, um am verfassungsmäßigen Prozeß teilnehmen zu können und sich aus jeder Befassung mit einer Aufgabe Vorhaben ergeben.

Das ist die administrierte Bildung, und auf ihr basiert das administrierte Denken, nämlich
  • erfahrungenbasiertes,
  • institutionenbasiertes und
  • aufgabenbasiertes Denken,
welches die administrierte Bildung zu seinem Gegenstand hat. Unsere Institutionen entsprechen unserem Zeitalter und müssen an seinem Ende ersetzt werden, wobei der Akt der Verfassung jenem der Weichenstellung unterzuordnen ist.

Institutionenbasiertes Denken bedeutet aber, eine Theorie der Institutionen mit ihren eigenen Axiomen anzuerkennen und die Folgen aus ihr zu ziehen. Deshalb ist es schwierig, sich mit Leuten, welche der Administration vertrauen, Gedanken über alternative Institutionen zu machen.

Im Zusammenhang mit Corona und Klima möchte ich das in drei Bereichen veranschaulichen, nämlich in der Medizin, in der Klimaforschung und in der Politik.

Die Theorie der Medizin besteht in einem einfachen: Mach, was dein Arzt sagt!, und, nebenbei, gäbe es die Krankenversicherung nicht, könnte sie so einfach nicht sein, da die Behandlungskosten zu bedenken wären. Im Zusammenhang mit Corona hat sich an ihr nun dahingehend etwas geändert, daß das Axiom, daß alle Ärzte dasselbe sagen, über Bord geworfen wurde, so daß es nötig wurde, sich anzuhören, was verschiedene Ärzte sagen.

In der Klimaforschung besteht der Wandel in einer zunehmenden Abwendung von Computermodellen zurück zu Einzelerwägungen.

Und in der Politik zeigt sich Mißtrauen zunächst in Unterstützungsentzug und schließlich in alternativer Organisation.

Tiefschürfend ist es nicht, aber die in Frage stehende Schwierigkeit dürfte evident geworden sein. Auch dürfte klar sein, daß nur diese Wissenschaftsbereiche von Corona und Klima betroffen wurden, und keine andern, und analog wurde auch nicht die Institution des generativen Zykels des Zeitalters der Werke selbst betroffen, da die Entwicklung von biologischen Waffen seiner Ethik widerspricht und die Möglichkeit ihrer Entwicklung ihn auch nicht inadäquat erscheinen läßt (freilich, was das angeht, sollten noch ein paar andere Axiome in der Medizin kippen, aber bisher ist es nicht geschehen), und wenn der generative Zykel unseres Zeitalters selbst uns Grund gäbe, ihm zu mißtrauen, dürfte das Ende unserer Gattung bereits feststehen. Es liegt hier also eine spezielle Schwierigkeit vor, welche auf anderem Wege zu lösen ist.

Ein Vorteil der Institution des generativen Zykels ist indes, daß sie keinem unmittelbaren Bedürfnis Abhilfe leistet, sondern unseren Hoffnungen auf eine sinnvolle Verwendung unseres Lebens Ausdruck gibt, und wenn die gegenwärtige Institution das Göttliche auch auf das erleuchtende Licht reduziert, welches uns die Genialität Seiner Schöpfung erkennen läßt, bleibt eine darüberhinausgehende Erfahrung Gottes, dessen, was ich Transzendenz nenne, doch grundsätzlich interessant und gegebenenfalls sogar anstrebenswert.

Wird diese Erfahrung angestrebt, folgt das Zeitalter der Wunder von alleine. Die Frage ist also, was den Fall gibt. Und die Antwort lautet: Daß wir unserem Planen nicht mehr vertrauen, daß wir seine Grenzen erkennen und Wunder begrüßen, anstatt uns über sie zu ärgern. Nicht jede Art Chaos dürfte dabei gleich förderlich sein. Idealerweise sollte auf Gottes Schutz der ihn Ehrenden vertraut werden, also eine Situation gegeben sein, in welcher das Planen die Entehrung Gottes fordert, das Planen, nicht der Spott, und somit aus guten, wenn auch feigen, Gründen, welche die Hoffnung zurückzuweisen vermag.

Ohne diese Hoffnung auf eine Zukunft, welche wir zu garantieren uns weigern, ist das Ende von Homo Sapiens besiegelt, denn die dazu nötigen Kontrollmechanismen werden unser Leben unmöglich machen. Übrigens, was das angeht: Oftmals hält ein gemeinsamer Feind ein Volk zusammen, etwa die Franzosen die englischen Kolonisten und Daheimgebliebenen, doch das ist keine Garantie, daß es nicht sofort in unterschiedliche Richtungen strebt, sobald der gemeinsame Feind entschwunden ist.

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