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8. Februar 2025

Methoden der Fallklärung in der lösungsabrufenden und -zusammenführenden Diskussion

Ich sprach im vorigen Beitrag von der Notwendigkeit der freien Diskussion, doch die meisten Diskussionen sind es nicht, auch wenn es nicht allgemein bekannt ist, an welchen Zügeln sie gehen.

Wenn die Frage über einen Gegenstand gestellt wird, ob er eine bestimmte Eigenschaft besitze, und das wird sie zur Kontrolle auch bei der Frage, welcher Gegenstand die fragliche Eigenschaft besitzt, versuchen wir zunächst, den Fall zu klären, unter welchen der Gegenstand hinsichtlich der Eigenschaft fällt.

Es gibt dabei zwei Methoden der Fallklärung:
  • entweder wir stützen uns auf ein Typ genanntes vorgefertigtes Bündel aus einander begleitenden Begriffen, das ist die Typisierung,
  • oder wir fragen uns auf unsere bisherige Erfahrung gestützt, in welchen Verhältnissen die relevanten Eindrücke stehen, das ist die Verhältnisbestimmung.
Letztere beruht darauf, sein Gedächtnis nach Einsichten zu durchforsten, welche sich zu einem hinreichend präzisen Fall verbinden lassen, und erstere darauf, den gegenwärtigen unter einen schon bekannten Fall zu bringen, wobei es wiederum zwei Arten der Abweichung gibt, nämlich
  • entweder zu vorsichtig abzugleichen und also eine ungenaue Typisierung vorzunehmen
  • oder zu unvorsichtig und also paranoid zu typisieren.
Ungenaue Typisierungen führen zu schwachen Urteilen und jene zur Unentscheidbarkeit der zu lösenden Frage, und da es um diese geht, frustrieren sie, und aus diesem Verdruß heraus beginnen wir, weniger vorsichtig abzugleichen, doch dies führt zu unerkannten Zuschreibungen und jene zu Verirrungen, was sich in einer trügerisch euphorischen Überzeugung, den richtigen Typ gefunden zu haben, um die Frage zu lösen, äußert, für welche wir uns alsbald, wenn nicht augenblicklich, schämen. Streng genommen handelt es sich dabei um eine bedingte Überzeugung, nämlich den Weg zur Lösung unter der Voraussetzung gefunden zu haben, daß es sich um den nämlichen Typ handelt. Wo es das aber nicht tut, verirren wir uns in der logischen Landschaft der Typen.

Diskussionen, nun, haben üblicherweise lösungsabrufenden Charakter: es werden Vorschläge für die Behandlung bekannter Situationen gemacht, und die beste Lösung für die beste Typisierung sollte dabei gewählt werden, was jedoch unweigerlich auf das Durchprobieren von Rezepten für Klischees herausläuft. Beispielsweise mag Elon Musk jemanden an Scientology erinnern und dieser eine dem entsprechende Weise, mit ihm umzugehen, vorschlagen. Wir alle kennen das zur Genüge.

Eine solche Diskussion ist also nicht frei, sondern an etablierte Muster gebunden. Eine Diskussion, welche Neuland betreten will, muß Einsichten zusammentragen und -führen, sie muß dazu führen, daß die an ihr Teilnehmenden an ihrem Ende mehr verstehen als an ihrem Anfang, sie wirkt durch vermittelte Begriffe (ist also ein Dialog) und findet beispielsweise statt, wenn Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichen, also hauptsächlich in Schrift-, um nicht zu sagen Briefform, andernfalls in Form von audiovisuellen Präsentationen, Vorlesungen oder Podcasts, in jedem Falle aber langsam, mit hinreichenden Reflexionsintervallen zwischen den einzelnen Beiträgen, und das dürfte auch das Interesse an alternativen Medienformaten erklären, denn in erster Linie ist es genau das, ein Interesse an einem anderen Format.

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