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28. Juli 2021

Gott, Energie und Substanz

Ich finde es befremdlich, daß Christen ab 319 A.D. damit anfingen, sich gegenseitig über der Frage, von welcher Substanz Gott, der heilige Geist und Jesus Christus seien, zu verketzern (übrigens, 319+309=618, das Jahr, in welchem der byzantinisch-sassanidische Krieg endete, meines Erachtens ein politisch motiviertes Zugeständnis, welches schön zu der These, daß die arianischen Westgoten freiwillig zum Islam übertraten, paßte).

Der Grund dafür besteht darin, daß die Begriffe Gott, Energie und Substanz fortschreitend immer problematischer werden, daß also zunehmend unklarer wird, was damit gemeint ist oder sogar gemeint sein sollte.

Gott ist der Urheber der Existenz, an welchen wir durch Inspiration und Gebet angeschlossen sind. Klar, eindeutig, unbestritten.

Energie ist dasjenige, welches das Auftreten von Kräften erklärt. Wann immer unerklärte Kräfte auftreten, wird angenommen, daß es eine bisher unbekannte Energieform gibt, welche dafür verantwortlich ist. Natürlich gelten Kräfte nur dann als unerklärt, wenn sie
  1. wiederholt und statistischen Vorhersagen widersprechend auftreten, und sich
  2. in berechenbaren Systemen zeigen.
Würde sich irgendeine unbekannte Energieform in Meeresströmungen oder Winden zeigen, würde sie nie bemerkt werden, und zeigte sie sich nur sporadisch darin, daß Steine scheinbar grundlos vom Erdboden aufsprängen, würde sie ignoriert.

Die moderne Physik stellt sich also im Falle nicht-linearer Differentialgleichungen auf den Punkt, daß sie schon die beobachteten Phänomene, etwa das Wetter, beschreiben würden, da ihr schließlich niemand das Gegenteil beweisen könne, gerade wie Paulus, wenn er das Leben nach dem Tod ausmalt.

Außerdem behauptet die moderne Physik, daß die Gesetze der Quantenmechanik, mit anderen Worten die Interaktionen einer bestimmten Anzahl von Elementarteilchen, für alle anderen beobachtbaren Gesetze verantwortlich seien. Ich weiß nicht, in wie vielen Fällen die mathematische Ableitung tatsächlich gelungen ist, aber selbst wenn sie in allen gelungen wäre (Gravitation als einsteinsche Scheinkraft zählte nicht), stellte sie im Falle einer neu entdeckten Energieform ein gehöriges Problem dar. Oder, um es anders zu sagen, nicht nur behauptet die moderne Physik, daß sich unerklärte Kräfte durch neue Energieformen erklären ließen, sondern auch, daß es sich bei ihnen letztlich um einen bisher nicht betrachteten Fall der massenhaften Interaktion der bekannten Elementarteilchen handelte, was natürlich in gewisser Weise das Konzept der Energieform auflöst, beziehungsweise zu einer mathematischen Fiktion macht, an dessen Stelle eben die Elementarteilchen als das einzig Existente treten.

Substanz ist... was? Wenn nichts außer Elementarteilchen existiert, und Substanz etwas sein soll, was existiert, dann muß Substanz aus Elementarteilchen bestehen. Wollen wir nun sagen, daß verschiedene oder auch nur verschiedenartige Elementarteilchen unterschiedliche Substanzen bilden? Aber täten wir das, so entstünden Substanzen nicht nur aus dem Nichts und lösten sich auch wieder in es auf, alle Substanzen wohlgemerkt, nein, obendrein würden Substanzen auch ständig in andere Substanzen zerfallen und sich zu neuen kombinieren, und zwar ohne erkennbare Hierarchie. Ich würde also viel eher davon sprechen, daß es nur eine Substanz gibt, welche sich in ständiger Interaktion ihrer Teile umformt, in welchem Falle ihre Auflösung in Nichts wenigstens nicht beobachtbar wäre.

Und jetzt werden wir mal konkret. Angenommen es gibt Telepathie, andere Inspirationen und Gebete verhielten sich hinsichtlich Energie und Substanz nicht grundlegend anders, so bestünde darin eine unerklärte Energieform und letztlich eine bisher nicht betrachtete massenhafte Interaktion von Elementarteilchen, denn die Verschränkung einzelner Elementarteilchen zu diesem Zweck heranzuziehen dürfte wohl scheitern, und gingen wir von einer Substanz aus, welche alles ist, so kämen wir letztlich doch nur zu dem Schluß, daß ihre Dynamik reicher ist, als wir es bisher gedacht hatten, was mir annehmbar, wenn auch ziemlich nichtssagend scheint. Bedeutungsvoll würde diese Auffassung erst dadurch, daß sie zu Berechen- und Erzwingbarkeit führte, aber Gott hat uns weder dazu geschaffen, daß wir ihn ausrechnen, noch daß wir ihn zwingen, und auch uns hat er nicht dazu geschaffen, daß wir auf diese Weise mit einander umgehen, auch wenn wir es oftmals vermögen, wenn auch niemals vollständig.

Ich halte es für besser, den Begriff Substanz als undefiniert (bedeutungslos) zu betrachten, doch wenn ihn jemand unbedingt definieren und auf Gott bezogen sehen wollte, so ginge ich den indischen Weg, ganz einfach, weil er zu den wenigsten willkürlichen Festlegungen führt. Die Trinität bedarf solcher Verdrehungen nicht: Gott wurde bereits erklärt, der Logos ist der Begriff des Heils, der heilige Geist die Gnade, welche diesen Begriff erkennen läßt, und in Christus ist der Begriff des Heils vollständig Mensch geworden, innerlich, daß er es erkannte, und äußerlich, daß wir es an ihm erkennen. Der Begriff des Heils besteht nicht isoliert von Gott, sondern in organischer Verbindung mit ihm, weshalb Gott der Logos war, und nicht umgekehrt, nebenbei bemerkt. Wollte jemand das substanzschwafelnd ausdrücken, so würde er wohl sagen, daß der Logos und Gott dieselbe Substanz hätten. Aber warum nicht gleich sagen, daß der Logos und Gott dieselbe Knwucha hätten und jeden, der das bestreitet, als Ketzer bezeichnen? In der Sache hat Arianus Recht, ja, er geht noch nicht einmal weit genug, denn bevor es Menschen gab, gab es keinen Begriff des Heiligen (Jesus sagt ja auch nicht, daß das Wildschwein froh wurde, als es seinen Tag sah, sondern daß Abraham es wurde), wohingegen der Logos nach Arianus mit der Schöpfung der Welt anfing. Freilich, es gibt einen Begriff, einen der Spannung, welcher zwischen der ganzen Schöpfung besteht, aber ich sehe nicht, daß dieser in Jesum Christum Fleisch wurde (wiewohl Christus ihn natürlich kannte, was durch die Art seines Verscheidens belegt ist.)

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