Bereitschaftsbeitrag

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22. Mai 2024

Regierungsreflexe in Zeiten der Störlehren und künstlichen Intelligenz

Der vorige Beitrag erlaubt es, Erlebnis-, Repräsentations- und Willenskulturen daraufhin anzusehen, wie sie mit den heutigen Anpassungskonflikten umgehen.

Wenn die Widersprüche überhandnehmen, werden sich Repräsentationskulturen rückbesinnen, um die manifeste Scheinheiligkeit ihrer Repräsentanten zu überwinden, und Willenskulturen einen Neuanfang versuchen, um ihrer Verstricktheit zu entkommen, wobei wenigstens das Herrschaftsprinzip der Willenskultur nicht zur Disposition steht. Erlebniskulturen hingegen zwingen die ihnen Widersprechenden dazu, aus ihnen auszubrechen, da ihr System für die Widersprüche verantwortlich gemacht wird.

Das ist auch bereits einmal in der jüngeren Geschichte geschehen, nämlich mit dem Reform Act von 1832, welcher England wieder in eine Repräsentationskultur zurückverwandelte, nachdem es zwischenzeitlich auf dem Rücken seiner Handelskontrolle, welche ihm die Herrschaft über wesentliche Zugänge gab, und infolge des Englischen Bürgerkriegs zu einer Erlebniskultur mutiert war, welche bis heute in den Vereinigten Staaten überlebt hat.

Die Störlehren, von welchen ich bereits im vorigen Beitrag sprach, verletzen die Funktionalität aller Kulturen, welche sie befallen. Da die Wissenschaftler, welche sie aushecken, in jedem Fall privat finanziert werden und nicht der üblichen akademischen Auslese unterworfen sind, kann nicht davon die Rede sein, daß sie bürgerliche Überzeugungen ausdrücken. Ihr Impetus liegt etwas im Dunkeln, doch wir müssen ihn auch gar nicht kennen, um vorhersagen zu können, wie Erlebnis-, Repräsentations- und Willenskulturen mit ihnen umgehen werden, nachdem sie sich sie zu eigen gemacht haben, Erlebniskulturen werden sie benutzen, um das Gemeinwohl zu unterminieren, Repräsentationskulturen werden abweichende Meinungen unterdrücken und Willenskulturen werden ihre Bürger auf ihrer Basis vergewaltigen.

Die letzteren beiden Reaktionen können als Verhärtungen der betroffenen Kulturen beschrieben werden, die erstere als deren Beschleunigung, und so verhält es sich auch mit ihren Reaktionen auf die künstliche Intelligenz.

Bereits eine Suchmaschine ist eine Quelle für Zugänge zu Wissen, während echte künstliche Intelligenz gleich die Quelle des Wissens selbst ist. Genau wie die Schiffahrt einst Kontrolle über Zugänge verlieh, so Suchmaschinen und künstliche Intelligenz heute wieder, und deshalb meiden Repräsentations- und Willenskulturen sie, also weil sie ein anderes Herrschaftsprinzip innerhalb ihres Systems etablieren und den Zugangsfilterern zu viel Macht geben, Repräsentationskulturen werden die entsprechenden technischen Möglichkeiten reflexiv ignorieren und Willenskulturen sie zu ersticken suchen, wiewohl sie sich möglicherweise gezwungen sehen werden, diese Reflexe zu überdenken. Umgekehrt können Erlebniskulturen gar nicht anders, als die neugewonnenen Zugangskontrollmöglichkeiten in ihre Herrschaftsausübung zu integrieren, so daß sich ihre Entwicklung wiederum beschleunigt, während sich die der anderen wiederum verhärtet.

Es ist also in gewisser Hinsicht sehr günstig, daß die stärkste Macht auf Erden eine Erlebniskultur ist, denn als solche verschanzt sie sich nicht im Falschen, sondern läßt sich von ihm ihrem Ende entgegen treiben. Johannes hat die Entdeckung des Drachens, also Nordamerikas, und die damit zusammenhängende merkantile Herrschaft in Gestalt der Hure vorausgesehen. Und bei Matthäus heißt es, daß die Tage gegen das Ende hin verkürzt worden seien. Daß der Zugang in ausdifferenzierten Organisationen an Gewicht gewinnt, ist natürlich logisch, aber es ist schon beachtlich, wievieles hier in einander greift.

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