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26. Mai 2024

Kulturelle Einfärbungen der Offenbarung

Ich hatte mich vor kurzem bereits mit der Frage beschäftigt, wie die Offenbarung zum Zwecke der Bewältigung der immer gleichen Gegenwart im generativen Zykel kulturell eingefärbt wird, aber hier meine ich die Berufung auf sie im engeren, die Endzeit als gegenwärtig voraussetzenden Sinn.

Grundsätzlich gilt, daß eine kulturelle Herrschaft, gleich welcher Art sie auch sein mag, die Offenbarung für irrelevant zu erklären versucht sein wird, so lange sie die gegenwärtig vorherrschende ist, aus welchem Grund das in der Offenbarung Beschriebene vom Ende des Zeitalters ans Ende der Welt verlegt wurde, Johannes sich im 11. Kapitel selbst aufrichten solle und nicht den Tempel und neuerdings Frauen vom Teufel geschwängert werden müssen. Dennoch sehen wir heute auch in den Vereinigten Staaten endzeitliche Vorstellungen florieren, und dafür ist wahrscheinlich die katholische Kirche verantwortlich, deren Einfluß in den Vereinigten Staaten hinreichend gewachsen ist, um zum einen ihre eigenen endzeitlichen Vorstellungen zu verbreiten und zum anderen eine amerikanische Antwort auf sie zu provozieren.

Da die amerikanische Erlebniskultur derzeit vorherrscht, muß das Tier also ihr entspringen, und dieses Faktum wird eben lieber verschwiegen, doch wenn es nicht verschwiegen werden kann, so muß das Tier möglichst nahe an die Hure gerückt werden, um zu verschleiern, daß die Überwindung der Hure zur Herrschaft des Tieres führt. Ein Nebeneffekt dieser Darstellung ist, daß sie Druck auf die Hure ausübt, und es also im Interesse des Tieres liegt, sie zu verbreiten.

Ein Nebeneffekt deshalb, weil es in erster Linie darum geht, der katholischen Darstellung zu widersprechen, nach welcher das Tier der Anglo-Zionismus ist, und Jesus Christus in Gestalt des ihn besiegenden Humanismusses wiederkehrt. Sowohl die amerikanische Erlebniskultur, als auch die katholische Repräsentationskultur und die chinesische Willenskultur betrachten sich selbst als geschichtlich bewährt und es als ihre Aufgabe, sich den technologisch begründeten Schwierigkeiten am Ende des Zeitalters der Werke zu stellen, davon ausgehend, daß sie ihrer Herr werden, und die katholische Lesart der Offenbarung ist eine Palastintrige gegen die amerikanische Erlebniskultur, welche in George W. Bush ihr Vorbild des blasphemischen Potentaten hat, dessen zehn Hörner die zehn FEMA-Administratoren sind, welche unter Berufung auf das Kriegsrecht Grausamkeiten gegen Zivilisten begehen, woran sie eine Koalition aus Katholiken, liberalen und kulturkonservativen Atheisten und muslimischen Opfern hindern wird.

Vorbereitet wird diese Sicht etwa in den Filmen Elysium und Villeneuves Dune, sowie schon seit längerem in der Befreiungstheologie, und es ist diese Sicht, welche den politischen Umgang der gegenwärtigen amerikanischen Regierung mit ihrer Opposition bestimmt, wobei ich allerdings meine, daß er zu klischeehaft ist, um nicht die Rückbesinnung der Amerikaner auf ihre kulturellen Selbstverständlichkeiten zu bewirken. Auch dürfte der Kampf um die Selbstbestimmung der sexuellen Identität nur deshalb auf's Tapet gebracht worden sein, um die Hure (die Herrschaft der Konzerne) in schillernderen Farben erscheinen zu lassen.

Im Gegensatz zu den amerikanischen konzentrieren sich die von den Willenskulturen protegierten Endzeitvorstellungen deshalb auf die derart beleuchtete Hure, weil sie in der Refiguration der amerikanischen Herrschaft von der Hure zum Tier eine ausnutzbare Schwäche wittern, wollen die dominante Kultur also zu ihrem vorhergesehenen Ende bringen, um sie zu beerben, wozu sie auch schon begonnen haben, anderweitig Druck auf die Hure auszuüben.

Meine Lesart der Offenbarung folgt hingegen der Notwendigkeit, sich den Schwierigkeiten am Ende unseres Zeitalters zu stellen, den Glaubenszykel zurückzusetzen, uns wieder der Vernunft zuzuwenden und insbesondere die systemischen Zwänge aufzulösen, welche uns ins Kriege zwingen, also nicht darauf zu vertrauen, die Menschheit zu kontrollieren, sondern darauf, ihr eine Chance für den Frieden zu eröffnen, und das läßt sich auch an diesem Ideentagebuch nachvollziehen:
Nun gut, der Krug geht zum Brunnen bis er bricht: Einstweilen glauben die Mächtigen noch, alles wie gehabt handhaben zu können, und wenn sie darin widerlegt werden, werden sie es auf eine andere Weise versuchen, und wenn die einen schließlich ihren grundsätzlichen Irrtum einsehen, werden die anderen ihre Chance wittern, wobei ich das Vordrängen der katholischen Kirche einmal außenvor gelassen habe, um den Verlauf nicht noch komplizierter zu machen. Israel kann man bei all dem gemäß Offenbarung 11:2 getrost ignorieren.

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